Das Armutsrisiko für Alleinerziehende und ältere Singles ist in Deutschland seit Jahren überdurchschnittlich hoch. Während die Armutsgefährdungsquote in der Gesamtbevölkerung bei rund 16 bis 17 Prozent liegt, beträgt sie bei Alleinerziehenden häufig mehr als 30 Prozent. Auch alleinlebende Seniorinnen und Senioren sind verstärkt betroffen. Diese Entwicklung ist Ausdruck struktureller Benachteiligung und spiegelt ökonomische, gesellschaftliche sowie politische Ursachen wider.
Armutsrisiko für Alleinerziehende in Deutschland
Das Armutsrisiko für Alleinerziehende zählt zu den größten sozialen Herausforderungen. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts lebte im Jahr 2022 fast jede dritte alleinerziehende Person mit minderjährigen Kindern unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Ursachen hierfür sind die Abhängigkeit von nur einem Einkommen, höhere Kosten pro Kopf sowie die eingeschränkten Möglichkeiten, in Vollzeit zu arbeiten. Da eine ausreichende Kinderbetreuung häufig nicht gewährleistet ist, können viele Alleinerziehende ihre Erwerbstätigkeit nicht so gestalten, dass sie existenzsichernd wirkt. Auch unregelmäßige oder ausbleibende Unterhaltszahlungen verstärken das Armutsrisiko erheblich. Politische Unterstützungsmaßnahmen wie Kindergeld, Unterhaltsvorschuss oder steuerliche Entlastungen können die Lage zwar lindern, reichen jedoch oft nicht aus, um die strukturellen Unterschiede zu Paarhaushalten auszugleichen.
Armutsrisiko älterer Singles
Ein hohes Armutsrisiko haben nicht nur Alleinerziehende, sondern auch ältere alleinlebende Menschen. Besonders betroffen sind Frauen der älteren Generation, da sie durch Kindererziehung und Teilzeitarbeit geringere Rentenansprüche erworben haben. Zwar stehen alleinlebende Männer etwas besser da, doch mit Scheidung oder Verwitwung verlieren sie oft den Zugang zu gemeinschaftlichem Vermögen oder zur Hinterbliebenenrente. Hinzu kommen die Belastungen durch steigende Wohnkosten und Pflegeausgaben. All diese Faktoren machen das Leben im Alter für alleinlebende Menschen finanziell unsicher.
Ökonomische und gesellschaftliche Ursachen
Strukturelle Ursachen verstärken das Armutsrisiko für Alleinerziehende und ältere Singles. Prekäre Erwerbsbiografien, die Arbeit im Niedriglohnsektor und Teilzeitarbeit führen zu geringeren Einkommen und folglich zu niedrigeren Renten. Politische Rahmenbedingungen wie das Ehegattensplitting begünstigen Paare und benachteiligen Alleinerziehende sowie Singles. Hinzu kommt, dass die soziale Absicherung häufig an Familienstrukturen gekoppelt ist. Dadurch entstehen für Menschen ohne Partner systematische Nachteile, die sich über das gesamte Leben hinweg auswirken und im Alter besonders deutlich werden.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
Das Armutsrisiko für Alleinerziehende und ältere Singles variiert je nach Wohnort. In städtischen Regionen ist die Wohnkostenbelastung erheblich höher, sodass selbst Haushalte mit durchschnittlichem Einkommen in finanzielle Notlagen geraten können. Auf dem Land sind die Mieten zwar günstiger, jedoch fehlen dort häufig Betreuungs- und Pflegeangebote. Alleinerziehende sind dadurch in besonderer Weise eingeschränkt, da Arbeitsmarkt und Infrastruktur weniger flexibel sind. Auch ältere Singles leiden unter Defiziten in der medizinischen Versorgung und bei der Mobilität.
Folgen für Teilhabe und Gesundheit
Armut betrifft nicht nur die materielle Ebene, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe und die Gesundheit. Das Armutsrisiko für Alleinerziehende bedeutet für sie und ihre Kinder oftmals einen eingeschränkten Zugang zu Bildung, Kultur und sozialem Leben. Ältere Singles sind durch finanzielle Notlagen stärker isoliert und gefährdet, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Einsamkeit zu entwickeln. Langfristig hat Armut deutliche Auswirkungen auf die Lebenserwartung und die gesundheitliche Stabilität.
Fazit mit persönlicher Note
Das hohe Armutsrisiko von Alleinerziehenden und alleinlebenden älteren Menschen macht deutlich, wie ungleich Chancen und Belastungen in Deutschland verteilt sind. Für mich liegt darin ein klarer gesellschaftlicher Auftrag: Wir müssen Strukturen schaffen, die Alleinerziehende und alleinlebende ältere Menschen besser absichern. Sind wir bereit, ein gerechteres System zu schaffen, in dem weder Familienstand noch Alter über Wohlstand oder Armut entscheiden?
Quellenübersicht
Statistisches Bundesamt (Destatis): „Armutsgefährdung in Deutschland“, 2022.
Paritätischer Gesamtverband: „Der Paritätische Armutsbericht“, 2023.
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): „Altersarmut und soziale Sicherung“, 2022.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin): „Ungleichheit und Armut in Deutschland“, 2022.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): „Lebenslagen von Alleinerziehenden“, 2021.
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