Singles psychisch belastet? Was Studien wirklich sagen

von | 18.08.25

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Ob freiwillig oder nicht: Das Leben als Single ist in unserer Gesellschaft längst keine Seltenheit mehr. Dennoch hält sich hartnäckig die Annahme, dass Singles psychisch belastet seien, während Verpartnerte automatisch glücklicher und stabiler sind. Doch was sagt die Forschung wirklich dazu? In diesem Artikel werfen wir einen nüchternen, wissenschaftlich fundierten Blick auf die Studienlage, Mythen und reale Unterschiede in der mentalen Gesundheit von Singles und Verpartnerten.

Was sagt die Wissenschaft zur psychischen Belastung von Singles?

In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Studien mit der Frage beschäftigt, ob und unter welchen Umständen Singles psychisch belastet sind. Eine repräsentative Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2020 zeigt: Im Durchschnitt berichten Menschen in stabilen Partnerschaften über eine etwas höhere Lebenszufriedenheit und weniger depressive Symptome als Alleinlebende. Der Unterschied fällt jedoch geringer aus als oft angenommen, insbesondere wenn andere Faktoren wie das soziale Netzwerk, die finanzielle Sicherheit oder die freiwillige Lebensform berücksichtigt werden.

Die Langzeitstudie „FReDA“ (2022), die familiäre und partnerschaftliche Entwicklungen in Deutschland untersucht, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Zwar zeigte sich, dass Singles etwas häufiger von Einsamkeit berichten, doch waren viele dieser Effekte altersabhängig oder davon abhängig, ob das Single-Dasein gewollt oder ungewollt war. Die Frage, ob Singles psychisch belastet sind, kann also nicht pauschal beantwortet werden; dies hängt von mehreren Dimensionen ab.

Eine US-amerikanische Meta-Analyse von Holt-Lunstad et al. (2015) legt zudem nahe, dass soziale Isolation ein wichtiger Risikofaktor für psychische Belastungen ist – unabhängig vom Beziehungsstatus. Wer allein lebt, aber gut sozial eingebunden ist, ist häufig psychisch stabiler als jemand in einer konfliktreichen Beziehung. Damit rückt das soziale Umfeld stärker in den Fokus als der Status „Single“ oder „verpartnert“.

Mentale Gesundheit bei Singles – komplexer als gedacht

Das Konzept der mentalen Gesundheit von Singles ist vielschichtig. Singles als psychisch belastet zu betrachten, vernachlässigt oft die komplexen Wechselwirkungen. Eine Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2019 zeigte, dass insbesondere unfreiwillig alleinlebende Menschen häufiger mit depressiven Symptomen und einem niedrigen Selbstwertgefühl zu kämpfen haben. Freiwillige Singles bewerteten ihre Lebensqualität hingegen oftmals sogar höher als Personen in instabilen Beziehungen.

Der Zusammenhang zwischen Partnerschaft und mentaler Gesundheit ist also nicht linear. Vielmehr kommt es darauf an, ob jemand mit sich im Reinen ist – unabhängig von seinem Beziehungsstatus. So ergab eine Untersuchung von DePaulo und Morris (2005), dass viele Singles bewusst Entscheidungen für ihr Leben treffen und ein höheres Maß an Selbstbestimmung, beruflichem Engagement und Freundschaftspflege erleben. All das sind Faktoren, die mit psychischer Resilienz zusammenhängen.

Zudem ist in der psychologischen Forschung seit Jahren bekannt: Die Qualität sozialer Beziehungen hat mehr Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden als deren Form. Das bedeutet, dass enge Freundschaften, gute Familienkontakte und ein unterstützendes soziales Umfeld für Singles ebenso stabilisierend wirken können wie eine gelingende Partnerschaft.

Gesellschaftliche Erwartungen und die Macht der Norm

Ein oft unterschätzter Belastungsfaktor ist der gesellschaftliche Druck. Wer mit Mitte 30 noch Single ist, sieht sich oft mit Aussagen wie „Warum bist du noch allein?“ oder „Du musst einfach mal jemanden finden“ konfrontiert. Diese unterschwellige Abwertung kann sich negativ auf das Selbstbild auswirken, vor allem bei Menschen, die ohnehin zu Selbstzweifeln neigen.

Laut einer qualitativen Studie der Universität Leipzig aus dem Jahr 2021 berichten insbesondere Frauen ab 30 über wachsenden Rechtfertigungsdruck. Viele von ihnen erleben, dass ihr Lebensmodell hinterfragt wird – besonders in konservativen Milieus. Dieses ständige Infragestellen trägt zur psychischen Belastung bei, selbst wenn die Betroffenen ihr Leben als erfüllt erleben. Der Glaube, dass Singles psychisch belastet sind, wird also durch gesellschaftliche Zuschreibungen verstärkt.

In liberaleren Gesellschaften wird das Singledasein deutlich positiver bewertet, wie eine vergleichende Studie aus Skandinavien zeigt (Nordic Journal of Social Research, 2022). Das hat positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Das kulturelle Umfeld spielt demnach eine entscheidende Rolle dafür, wie Singles sich selbst und ihr Leben wahrnehmen.

Alter, Geschlecht, Kultur – keine pauschalen Antworten

Wie stark Singles psychisch belastet sind, hängt auch vom Alter ab. Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren stehen oft Selbstfindung, der berufliche Aufbau und soziale Aktivitäten im Vordergrund. In dieser Lebensphase ist das Singledasein gesellschaftlich akzeptiert und häufig mit hoher Zufriedenheit verbunden.

Anders sieht es bei älteren Singles ab 60 aus, vor allem, wenn Verwitwung oder Scheidung eine Rolle spielen. Hier steigen die Risiken für Einsamkeit und psychische Belastungen, jedoch nicht durch das Single-Sein an sich, sondern durch fehlende soziale Kontakte, Krankheiten oder den Verlust von Lebenspartnern. Studien der WHO und des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020 weisen darauf hin, dass ältere alleinlebende Menschen häufiger unter Depressionen und Angststörungen leiden – vor allem, wenn sie wenig familiär eingebunden sind.

Auch kulturelle Unterschiede sind relevant. Während das Singledasein in urbanen Regionen zunehmend als Lebensstil akzeptiert wird, dominieren in ländlichen oder religiös geprägten Gegenden noch immer traditionelle Familienbilder. Die psychische Gesundheit von Singles hängt somit auch stark vom gesellschaftlichen Umfeld ab.

Mythos vs. Realität – Singles als Problemfall?

Der populäre Mythos, dass Singles psychisch belastet seien, hält sich hartnäckig. Wissenschaftlich betrachtet ist das Bild jedoch deutlich differenzierter. Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass Singles pauschal unglücklicher, instabiler oder anfälliger für psychische Erkrankungen sind. Vielmehr spielen individuelle Faktoren, das soziale Netzwerk und persönliche Lebensentscheidungen eine zentrale Rolle.

Das Narrativ, dass Singles per se defizitär sind, basiert häufig auf traditionellen Normen statt auf wissenschaftlichen Fakten. Dabei wird ignoriert, dass viele Partnerschaften selbst belastend, konfliktreich oder ungesund sein können, was sich negativ auf Psyche und Wohlbefinden auswirkt. Singles, die sich aktiv für diese Lebensform entscheiden, können ebenso stabil und zufrieden leben wie Verpartnerte.

Die Gleichung „Single = unglücklich“ greift also zu kurz. Wer sich in sozialen Strukturen bewegt, reflektiert lebt und psychisch gefestigt ist, kann auch ohne Partner mental gesund und erfüllt leben.

Fazit: Was Studien wirklich zeigen

Singles sind nicht automatisch psychisch belastet. Studien zeigen vielmehr, dass die mentale Gesundheit stark von Freiwilligkeit, sozialer Einbindung und den Lebensumständen abhängt. Wer sich bewusst für das Singledasein entscheidet, gute soziale Kontakte pflegt und mit sich selbst im Reinen ist, erlebt oft eine stabile und zufriedene Lebenssituation.

Psychische Belastungen entstehen weniger durch den Beziehungsstatus als durch fehlende soziale Anbindung, gesellschaftliche Erwartungen und individuelle Krisen. Partnerschaften können Schutz bieten, jedoch nur, wenn sie stabil und unterstützend sind. Wer allein lebt, ist nicht automatisch defizitär, sondern kann ein ebenso erfülltes und psychisch stabiles Leben führen.

Die Frage sollte also nicht lauten: „Sind Singles psychisch belastet?” Vielmehr sollte gefragt werden: Welche Rahmenbedingungen fördern mentale Gesundheit, unabhängig vom Beziehungsstatus?

Verwendete Quellen

  • Psychological Bulletin, 2021: Meta-Analysis on Relationship Status and Mental Health
  • Kislev, E., 2019: Happy Singlehood: The Rising Acceptance and Celebration of Solo Living
  • Universität Zürich, 2022: Lebenszufriedenheit junger Erwachsener in Abhängigkeit vom Beziehungsstatus
  • University of Queensland, 2018: Gender Differences in Psychological Outcomes Among Singles
  • WHO World Mental Health Survey, 2020: Mental Health and Living Arrangements Across Cultures
  • Leach, L. S. et al., 2023: Relationship Dissolution and Subsequent Mental Health Outcomes
  • Werner, E. E., & Smith, R. S.: Resilience and Recovery in At-Risk Populations
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