Überblick über aktuelle Zahlen und Trends
Wenn du freiwillig Single bist, hast du dir vielleicht trotzdem schon mal die Frage gestellt: Bin ich zufriedener als andere, oder fehlt mir doch etwas? Die öffentliche Meinung schwankt zwischen zwei Extremen. Auf der einen Seite steht das alte Klischee vom einsamen, unglücklichen Single. Auf der anderen Seite gibt es heute eine wachsende Zahl von Menschen, die ganz bewusst ohne Beziehung leben. Was stimmt? Und wie zufrieden sind Menschen wirklich, die freiwillig Single sind?
In diesem Artikel bekommst du einen fundierten Überblick über aktuelle Studien und Zahlen. Du erfährst, wie sich das Leben als freiwillig Single von anderen Lebensformen unterscheidet, was die Forschung zu deiner Lebenszufriedenheit sagt und welche gesellschaftlichen Veränderungen aktuell spürbar sind.
Was sagen die Zahlen über freiwillig Single lebende Menschen?
Repräsentative Daten aus Deutschland und Europa zeigen, dass Singles im Durchschnitt etwas weniger zufrieden mit ihrem Leben sind als Menschen in festen Partnerschaften. Die Unterschiede sind messbar, aber nicht extrem: So zeigen die Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus dem Jahr 2022 einen Rückstand von etwa 0,3 Punkten auf einer Skala von 0 bis 10. Auch der FReDA-Datensatz von 2021 bestätigt, dass Singles ohne Kinder deutlich seltener angaben, „sehr zufrieden" mit ihrem Leben zu sein.
Hinter diesen Zahlen steckt allerdings eine wichtige Differenzierung: Freiwillige Singles berichten deutlich höhere Zufriedenheitswerte als unfreiwillige Alleinlebende. Eine US-Studie aus dem Jahr 2022, in der über 4.800 Singles untersucht wurden, kommt zu dem Schluss, dass rund die Hälfte der Befragten sehr zufrieden ohne Partner lebte. Sie hatten stabile soziale Kontakte, ein gesundes Selbstwertgefühl und hatten sich bewusst für ein Leben allein entschieden. Wer sich aktiv dafür entscheidet, freiwillig Single zu sein, führt laut Forschung oft ein erfülltes Leben, ohne sich ständig mit Paaren zu vergleichen.
Wenn du bewusst allein lebst, ist dein Wohlbefinden nicht automatisch gefährdet. Im Gegenteil: Studien zeigen, dass sich Menschen, die sich bewusst für ein Leben als Single entscheiden, überdurchschnittlich gut selbst organisieren, klare Werte haben und soziale Kontakte oft bewusster pflegen. Du brauchst dich für deine Lebensform nicht zu rechtfertigen, aber du brauchst einen stabilen Rahmen, der zu dir passt. Das können dein Freundeskreis, deine Arbeit oder ein klarer Tagesrhythmus sein, der dir Struktur gibt.
Freiwillig Single oder unfreiwillig - warum das einen Unterschied macht
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung ist, dass es stark auf die Freiwilligkeit ankommt. Die Soziologin Laura Bernardi brachte es 2023 auf den Punkt: Menschen, die freiwillig Single sind, berichten durchweg höhere Zufriedenheit als jene, die sich eine Beziehung wünschen, aber keine finden. Das liegt nicht nur an der emotionalen Ausgangslage, sondern auch an der inneren Haltung.
Freiwillig Single zu sein bedeutet, Verantwortung für die eigene Lebensgestaltung zu übernehmen, statt auf eine Beziehung als Lösung zu warten. Es bedeutet, sich selbst als vollwertig zu erleben, und zwar ohne Partner, aber nicht ohne Verbundenheit. Eine Studie aus den USA hat Folgendes herausgearbeitet. Demnach sind die zufriedensten Singles meist in einem starken sozialen Umfeld eingebunden. Außerdem haben sie eine gesunde Selbstwahrnehmung. Dies ist unabhängig von einer romantischen Bindung.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du freiwillig Single bist, lohnt es sich, dich selbst ehrlich zu fragen. Lebst du wirklich aus Überzeugung allein oder hast du dich mit dem Zustand abgefunden, weil bisher nichts anderes funktioniert hat? Wenn du Klarheit hast, kannst du deine Situation neu bewerten. Falls du dich nach Nähe sehnst, solltest du deine Muster und Vermeidungsstrategien unter die Lupe nehmen. Wenn du dich hingegen im freiwilligen Single-Sein wiedererkennst, dann entwickle dein Leben genau dort weiter – mit Fokus auf Selbstbestimmung, Beziehungen außerhalb der Romantik und eigenen Zielen.
Beziehung oder Single – was macht wirklich glücklicher?
Zahlen zeigen: Menschen in stabilen Beziehungen sind im Schnitt zufriedener als Singles. Aber dieser Mittelwert sagt wenig über den Einzelfall aus. Denn auch innerhalb von Partnerschaften gibt es große Unterschiede. Besonders interessant wird es, wenn man die Lebenszufriedenheit von freiwillig Single lebenden Menschen mit der von Personen in konfliktreichen Beziehungen vergleicht.
Studien wie die von Till et al. (zuletzt aktualisiert 2023) zeigen, dass es Singles emotional oft besser geht als Menschen in belastenden Partnerschaften. Wer allein lebt, aber mit sich im Reinen ist, zeigt demnach weniger depressive Symptome als jemand, der in einer Beziehung ständig Streit, Rückzug oder emotionale Kälte erlebt. Entscheidend ist also nicht, ob jemand einen Partner hat, sondern ob er mit seinem Lebensstil zufrieden ist.
Der beste Vergleich ist nicht „Single gegen Paar”, sondern: Wie gut funktioniert das Leben, das du gerade führst? Wärst du in einer Beziehung wirklich glücklicher oder würdest du nur deine eigentlichen Themen verdrängen? Freiwillig Single zu sein, bedeutet auch, nicht aus Mangel an Alternativen in etwas hineinzugehen, das dir langfristig schadet. Wenn du in einer Beziehung sein willst, dann weil sie dein Leben ergänzt und nicht, weil sie eine Lücke stopfen soll.
Junge Singles – eine neue Zufriedenheit entsteht
In den letzten Jahren verändert sich die Haltung zum Alleinleben, besonders bei jungen Menschen. Eine deutsche Langzeitstudie auf Basis des Pairfam-Panels zeigt, dass Jugendliche zwischen 14 und 20 heute deutlich zufriedener mit ihrem Singledasein sind als Gleichaltrige vor zehn Jahren. Wer heute freiwillig Single ist, erlebt das weniger als Defizit, sondern oft als selbstgewählten Zwischenzustand.
Diese Normalisierung ist ein gesellschaftlicher Wandel. Veränderte Familienmodelle, weniger Heiratsdruck und die zunehmende Bedeutung der digitalen Kommunikation führen dazu, dass eine Partnerschaft nicht mehr das einzige Ziel ist. Ein Leben ohne Partner wird zumindest in jungen Altersgruppen als vollwertig angesehen. Bei Erwachsenen um die 30 kehrt das Bedürfnis nach Verbindlichkeit jedoch oft zurück. Aber auch hier zeigt sich: Wer freiwillig Single bleibt, ist nicht automatisch isoliert oder defizitär. Oft geht es um Freiheit, Klarheit und Selbstentwicklung.
Wenn du jung bist und dich bewusst für das Single-Dasein entscheidest, bist du nicht allein. Deine Lebensform ist längst Teil einer neuen Normalität. Nutze sie bewusst. Statt dich über mangelnde Beziehungsperspektiven zu ärgern, kannst du die Zeit für dich selbst nutzen. Du kannst deine eigenen Ziele verfolgen, dich selbst besser kennenlernen und echte Freundschaften schließen. Denn was du jetzt aufbaust, ist die Grundlage für jede mögliche Beziehung, die später kommt, oder eben für ein gutes Leben ohne sie.
Persönlichkeitsmerkmale: Was freiwillig Single lebende Menschen auszeichnet
Eine große europäische Studie aus dem Jahr 2024 mit über 77.000 Teilnehmenden im Alter über 50 Jahren hat interessante Zusammenhänge aufgezeigt. Demnach unterscheiden sich Menschen, die lebenslang allein bleiben, in bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen von Personen, die in Beziehungen leben oder lebten. Im Schnitt waren freiwillig Single lebende Personen etwas weniger extravertiert und etwas weniger offen für Neues, dafür aber unabhängiger und strukturierter. Dies sind jedoch keine negativen Eigenschaften, sondern Hinweise auf andere Prioritäten.
Auch innerhalb der Gruppe der Singles gibt es deutliche Unterschiede. Frauen kommen mit dem freiwilligen Alleinleben oft besser zurecht als Männer, was sich unter anderem auf soziale Netzwerke, emotionale Ausdrucksfähigkeit und den Umgang mit Alltagsaufgaben zurückführen lässt. In Ländern mit starker Heiratsnorm wirkt sich das Singledasein belastender aus als in liberalen Kontexten. Gesellschaftliche Akzeptanz spielt also mit in die individuelle Zufriedenheit hinein.
Mach dir bewusst, dass deine Persönlichkeit kein Hindernis darstellt. Sie ist der Rahmen, in dem du dein Leben gestaltest. Ob du eher zurückgezogen oder aktiv bist, ist dabei nebensächlich. Entscheidend ist, dass du deine Stärken kennst und dein Umfeld entsprechend gestaltest. Freiwillig Single zu sein, ist kein Zustand, den du aushalten musst, sondern eine Entscheidung, die du aktiv treffen kannst. Mit Klarheit, Struktur und einem Sinn für das, was dir guttut.
Verwendete Quellen:
- Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), 2022: Lebenszufriedenheit in verschiedenen Lebensformen. www.bib.bund.de
- FReDA – Familienbezogene Entwicklungen in Deutschland, 2021: Erste Ergebnisse zur Lebenszufriedenheit nach Haushaltsform
- McClure, M. J. et al., 2022: Psychological Profiles of Singles. Frontiers in Psychology, 13, 823490. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.823490
- Bernardi, L., 2023: Alleinleben in Europa. Überblick zur Lebenszufriedenheit freiwillig alleinlebender Menschen
- Till, A. et al., 2017 & 2023: Beziehungsqualität und psychische Gesundheit. Psychological Science
- Pairfam Panel, 2024: Kohortenvergleich zur Zufriedenheit mit Single-Dasein bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
- Henning, P. et al., 2024: Partnerschaftsbiografien und Wohlbefinden älterer Menschen in Europa. DOI: 10.31235/osf.io/r3hxe





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